

Es gilt, die Barrieren zwischen den Sektoren
vollständig zu überwinden, zumBeispiel durch
digitale Vernetzung. Stromverbraucher sollen
künftig in der Lage sein, ihren Bedarf an das An-
gebot anzupassen. Kühlgeräte etwa arbeiten in
diesemZukunftsszenariomit vermehrter Kraft,
wenn die Sonne scheint und viel Stromzur Ver-
fügung steht. Ist zu wenig Strom imNetz, weil
gerade der Wind nicht weht, stellen Elektro
autos die in ihren Batterien gespeicherte Energie
demöffentlichenNetz zur Verfügung. Undweil
ein „dummes“ Gerät nicht weiß, wann genau
dieser Zeitpunkt gekommen ist, wird es Dienst-
leistungsunternehmen und digitale Helfer ge-
ben, die die Sektorenmiteinander koppeln. Über
Computer und Informationstechnik werden
alle Geräte vernetzt sein, die Strom erzeugen,
verteilen, speichernund verbrauchen. Apps und
Agents, das sind digitale Vermittler, schlagen
Lösungen vor.
Die Sektorkopplung ist ein Instrument, um
dieKlimaziele der Bundesregierung zuerreichen,
zum Beispiel ihr Vorhaben, den Ausstoß von
Treibhausgasen im Vergleich zu 1990 um
95 Prozent zu reduzieren. Die großen Aufgaben
imZusammenhangmit der Sektorkopplung sind:
• mehr Erneuerbare
• flexiblere Netze
• alltagstaugliche Elektromobilität
• energieeffizientere Gebäude
Inzwischen existieren vielfältige und vielver-
sprechende Lösungsansätze – einige davon
stellen wir rechts vor.
ELEKTRISCH
FAHREN
Elektroautos fahrenemissionsfrei,wenn
der Strom, den sie laden, aus erneuer-
baren Quellen stammt. Bislang aller-
dings sind die Fahrzeuge noch teuer und
es hapert mit der Reichweite. Doch die
Batterien werden immer leistungs
fähiger, neue Fahrzeugmodelle peilen
500 Kilometer Reichweite an. Die Zu-
kunft sieht vielleicht so aus: Carsharing
macht viele Autos überflüssig. Intelli-
gente Konzepte erleichtern das Laden
von Elektroautos. Und das E-Fahrzeug
in der Garage dient als Stromspeicher.
Ohne sich vomFleck zu bewegen, kann
es an die häusliche und regionale Ener-
gieversorgung andocken und für einen
Lastausgleich sorgen. Die Sektoren
Strom und Mobilität werden so mit
einander verflochten.
HEIZEN NEU
GEDACHT
Stromheizungen sind von gestern?
Nicht unbedingt. Immer öfter nutzen
Neubauten eine elektrische Wärme-
pumpe, ummit derWärme zu heizen,
die sie der Luft, demGrundwasser oder
dem Erdreich entziehen. Ein Come-
back könnte auch die Nachtspeicher-
heizung erleben – dort, wo sie den
Verbrauch zu flexibilisieren hilft.
Außerdemwerden in Zukunft vermut-
lich immer mehr Heizungen mit ei-
nemFotovoltaik-Speicher ausgestattet
sein. Tagsüber „tankt“ er Sonne vom
Dach, abends, wenn es dunkel ist, lie-
fert er den Bewohnern Strom. Und
immer mehr Heizungen sind Mini-
Kraftwerke: Sie liefern Wärme und
Strom – die Sektorkopplung ist gleich
mit eingebaut.
ENERGIE,
WANDLE DICH
Strom zu speichern ist eine physikali-
sche wie eine ökonomische Herausfor-
derung. „Power-to-X“ nennen Experten
dieTechniken,mit denen sie experimen-
tieren. Damit gelingt es, Strominunter-
schiedliche Energieformen zuwandeln
und flexibler einzusetzen. Durch Elek-
trolyse etwawirdüberschüssigerWind-
strom zu Gas, das sich – im Idealfall zu
synthetischemMethanweiterverarbei-
tet – imGasnetz speichern lässt. Obwohl
es bei allen Wandlungen zu Verlusten
kommt, machen sie den Strom vielsei-
tiger. Zudem können sie eine günstige
Lösung sein, umCO
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zu vermeiden. Um
praktikable Speicherlösungenbemühen
sichungewöhnlicheKooperationen: Ein
Autohersteller und einHeiztechnikpro-
duzent zum Beispiel entwickeln Ange-
bote für Unternehmen.
EFFIZIENZ ALS
WIRTSCHAFTSMOTOR
Es mag wie ein alter Hut klingen, aber
sie gewinnt in der Energiewende noch
mehr Bedeutung: die Energieeffizienz.
„Die sauberste Kilowattstunde ist die,
die gar nicht erst erzeugt werdenmuss“,
wissen die dena-Experten. „Effizienz
zuerst“, gibt das Bundesministeriumfür
Wirtschaft und Energie als Parole aus:
„Energie, die eingespartwird,mussnicht
erzeugt, gespeichert, transportiert und
bezahlt werden: Dadurch sinken die
Kosten der Energiewende.“ Ein echtes
Schnäppchenwird die Sektorkopplung
dadurch nicht. Die Bundesregierung
sieht darin jedoch eine Strategie zur
Modernisierung der Wirtschaft. Die
neuen Technologien und die innova
tiven Produkte sollen der deutschen
Wirtschaft und ihren Exporten auch
zukünftig zu Erfolgen verhelfen.
SO KÖNNTE ES GEHEN
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PERSPEKTI VEN